Neuanfang nach 1945
1945 erschien das "Gesetz zur Demokratisierung der Schule". Es enthielt die Forderung nach einer achtklassigen Grundschule und einer vierklassigen Oberschule. Im August 1945, noch vor Wiederaufnahme des Unterrichts nach dem Kriege, wurde Hans Knebel zum Rektor der Schule ernannt. (Am Schuljahresende 45/46 schied er auf eigenen Wusch wieder aus.)
Am ersten Oktober 1945 trafen sich alle ehemaligen Schüler, die noch (oder wieder) zu Hause und nicht in den Kriegswirren versprengt oder tot waren. Der Unterricht begann zunächst im alten Schulgebäude auf der Seminarstraße.
Da in den nächsten Wochen rund 90% der verbliebenen Lehrer wegen Zugehörigkeit zur NSDAP entlassen wurden, war ein ordentlicher Unterricht kaum möglich. Vielfach wurden als Lehrer Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten eingestellt, von denen so mancher wieder gehen musste, weil er seine Zugehörigkeit verschwiegen hatte (11).
Am Mai 1946 nahm die Kreiskommandantur der sowjetischen Armee ihren Sitz im Schulgebäude. Die Seminarstraße wurde durch eine Bretterbarriere mit Posten abgesperrt. Aus dieser Zeit vorhanden sind noch 5 zu Gefängniszellen umgebaute Kellerräume, die mit verschließbaren Gittertüren sowie einer blechverstärkten zweiten dicken Holztür mit Spion abzusperren gingen, davor konnte noch ein schwerer Stahlriegel gelegt werden. Alle Türen tragen russische Aufschriften, was Schlüsse auf die Verwendung der einzelnen Zellen zulässt. (etwa: "strenge Haft", "Untersuchungshaft" usw.) 2 noch erhaltene Holzpritschen, die am Tage an die Wand geklappt und verschlossen wurden, lassen den düsteren Alltag der Häftlinge nur ahnen.
Der Unterricht fand im Gebäude der ehemaligen Oberrealschule an der Reitbahnstraße statt.
Ab dem 1.Juli 1946 wurden einheitliche Lehrpläne in der SBZ eingeführt. 1946 konnten bereits wieder 8. Klassen ihren geregelten Unterricht aufnehmen. Aus Platzgründen fand dieser am Nachmittag statt.
1947 - 1989
Im Januar 1947 konnten die älteren Schüler bereits das Abitur ablegen, der Rest im Frühsommer 1947. (13) Im September wurde die Oberschule mit der "höheren Mädchenschule" vereint und es entstand die Städtische Oberschule für Mädchen und Jungen. Sie erhielt 1947 den Namen "Rainer Fetscher". Ein Jahr später konnten bereits wieder 8. Klassen aufgenommen werden.
Erst am 1. September 1951, fast zwei Jahre nach Gründung der DDR, konnte der Unterricht wieder im alten Gebäude in der Seminarstraße weitergeführt werden. Im gleichen Jahr wurde die große Orgel demontiert, die stark beschädigt war.
Durch das 1959 in der DDR erlassene "Gesetz über die sozialistische Entwicklung des Schulwesens in der DDR" wurden 1960 die sogenannten "Erweiterten Oberschulen" (EOS) eingeführt, die in etwa den heutigen Gymnasien entsprachen. Auch die Einrichtung auf der Seminarstraße bekam nun diese Bezeichnung.
Die Schule wurde malerisch umgestaltet, Mobilar und Technik in großem Zuge erneuert. Sie erhielt eine eigene Bibliothek, in die einige Bände der ehemaligen Lehrerbibliothek aus Zeiten der Deutschen Oberschule und sogar einzelne Bücher aus der Seminarzeit integriert werden konnten. Natürlich wurde davon auch einiges "Unliebsame" entsorgt oder die alten Schulstempel herausgeschnitten.
1968 wurden Vorbereitungsklassen gebildet, die nach dem Lehrplan der damaligen POS unterrichtet wurden. Diese wurden so, von EOS - Lehrern unterrichtet, an das Niveau der EOS herangeführt.
1975 war die Neugestaltung des Sportplatzes auf dem Schulgelände.
1981 erfolgte versuchsweise die Aufnahme von POS -Schüler nach Klasse 10 unmittelbar in die 11.Klassen.
In den 80er Jahren wurde der zur Schule gehörende Park abgetrennt und vom benachbarten Krankenhaus benutzt.
1990 - 2018
Nach der Wende, Anfang der 90er Jahre, wurde die EOS als "Rainer - Fetscher - Gymnasium" fortgeführt und 1991 auch hier das neue Kurssystem übernommen.
Als um die Jahrtausendwende beschlossen wurde, eines der 3 Pirnaer Gymnasien wegen sinkender Schülerzahlen zu schließen, traf das harte Los die traditionsreiche Einrichtung auf der Seminarstraße. Vorbereitet wurde eine Zusammenführung mit der Belegschaft des Friedrich - Schiller - Gymnasium Pirna auf der Nicolaistraße, an dem seit 1998/99 auch eine zusätzliche binationale Ausbildung für deutsche und tschechische Schüler möglich war.
Im Sommer 2006 begann die Sanierung des alten Seminargebäudes. Bereits ab September 2007 konnte der Unterricht im fertig gestellten Hauptgebäude wieder aufgenommen werden.
Im Oktober 2008 wurde der Neubau am südlichen Seitenflügel, der von 1928 stammte, abgerissen und die Schule erhielt damit ihr heutiges Aussehen.
Ab dem Schuljahr 2008/2009 arbeiteten beide Gebäude unter dem Namen „Friedrich - Schiller - Gymnasium“.
Im März 2009 war der restliche Teil des modernisierten, mit einem Glaszwischenteil versehene Gebäudes auf der Seminarstraße fertig. Im gleichen Monat wurde der Umzug der restlichen Klassen und Einrichtungen des Schiller - Gymnasiums von der Nicolaistraße an den neuen Standort getätigt. Nur die Abiturklasse 12 verblieb bis zu den mündlichen Abiturprüfungen in der Nicolaistraße.
Ab dem Schuljahr 2009/2010 fand der gesamte Unterricht des Friedrich-Schiller-Gymnasiums im neuen Gebäude auf der Seminarstraße statt. Am 11. September 2009 wurde das renovierte Gebäude mit den Außenanlagen, wozu nun auch wieder der Park gehört, bei einem großen Schulfest übergeben.
Aus dem einstigen Königlichen Lehrerseminar war ein in Deutschland einmaliges Binationales Gymnasium geworden, in dem nun jedes Jahr, neben vielen deutschen, auch tschechische Schüler mit Erfolg das Sächsische Abitur ablegen werden.