Grenzenlos lernen
Über Grenzen hinweg denken und lernen, zahlt sich aus. Diese Erfahrung machten und machen bereits zahlreiche Schüler, die sich für das Lernen in den bisher 12 binationalen, bilingualen Jahrgängen am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Pirna entschieden, um sowohl das deutsche als auch das tschechische Abitur zu erwerben. Das Konzept hat Erfolg. So trafen sich am 8. August 2010 zum bereits 13. Mal 14 tschechische und 14 deutsche Schüler der 7. Klassenstufe mit ihren Eltern und Lehrern des deutsch-tschechischen Gymnasiums Pirna im Garten der Villa der Brücke/Most-Stiftung in Dresden, um in die Fußstapfen ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger zu treten.
Die Sonne scheint den insgesamt 28 Schülerinnen und Schülern, die sich im Garten der Villa der Brücke/Most-Stiftung versammelt haben, mit einem ermunternden Lächeln in die erwartungsvollen und ein wenig nervösen Gesichter. Noch haben sie nur aus dem Augenwinkel die Gelegenheit, einander interessiert zu beäugen, denn zunächst einmal sind ihre Blicke auf die Redner gerichtet, die sie von einer Bühne herunter feierlich begrüßen: Herr Kley von der Brücke/Most-Stiftung, Herr Dr. Fryč vom tschechischen Schulministerium, Herr Ministerialdirigent Rechentin vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus und Sport, der Bürgermeister der Stadt Pirna Klaus-Peter Hanke sowie Herr Wenzel, der Schulleiter des Friedrich-Schiller-Gymnasiums, richten ihre Reden, die immer in die jeweils andere Sprache übersetzt werden, an die Kinder und deren Familien, die in den hinteren Reihen Platz genommen haben. Feierlichkeit, Neugier und Zuversicht liegt in der Luft des sonnigen Gartens ebenso wie der Duft von Kaffee und Kuchen, den tschechische und deutsche Eltern gebacken und auf einem Buffet platziert haben. Es soll nicht mehr lange dauern, bis Groß und Klein sich daran laben.
Doch zunächst einmal lauschen die Anwesenden den Worten, die dem so einzigartigen Lernzweig gelten, und denen, die ihn mit Leben füllen, den Schülerinnen und Schülern. Da scheint es nur angemessen, dass der Schulleiter des Gymnasiums, Herr Wenzel, und der neue tschechische Koordinator des bilingualen Bildungsganges, Herr Dr. Urbanek, sich auf Augenhöhe mit den Schülern setzen. Auch wenn es anstrengende Zeiten geben wird, die Freude am gemeinsamen Lernen soll überwiegen. Und wenn aus Nachbarn Freunde werden, dann ist das auch ein Beitrag zum Frieden in Europa und zeugt von der Fähigkeit, Verständnis füreinander aufzubringen. Herr Wenzel dankt allen, die das Projekt nun bereits im 13. Jahr ermöglichen: den Kultusministerien der Tschechischen Republik und Sachsens, der Stadt Pirna, den Lehrern des Friedrich-Schiller-Gymnasiums, der Brücke/Most-Stiftung, dem Schulförderverein sowie den Eltern, die der Schule ihr Vertrauen schenken. Als der Schulleiter dann vom Zuckertütenbaum spricht, der jenseits der Villa steht, horchen die Schüler auf. Das Stillsitzen hat ein Ende, die bunten Zuckertüten werden vom Baum geholt und mit einer jeden ist die Hoffnung auf eine süße Schulzeit im binationalen Zweig verbunden.
Nach dem offiziellen Teil hatten die deutschen und tschechischen Mädchen und Jungen Gelegenheit, sich bei verschiedenen Spielen in den Räumlichkeiten und dem Garten der Brücke-Most-Stiftung näher kennenzulernen. Außerdem gab es für alle das gelbe Friedrich-Schiller-Shirt des Fördervereins, das, wie die Fotos vom dritten Tag zeigen, schon bald zum Einsatz kommen sollte.
Den dritten gemeinsamen Tag gestalteten die Mitarbeiter des Jugendgästehauses Pirna-Liebethal. Ziel der Aktivitäten war es, das Kennenlernen der Kinder und den Gruppenzusammenhalt zu fördern, Berührungsängste abzubauen und gemeinsam die nähere Umgebung Pirnas zu entdecken. Nach Warming-up-Spielen unternahmen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihrer Klassenleiterin, Frau Bernhardt, den beiden Mentorinnen, Frau Štastná und Frau Molinová, der Koordinatoren des binationalen Bildungsganges, Frau Weber und Herr Dr. Urbanek, sowie zwei Trainern von Liebethal e.V. und Kontakt-Natur e.V. eine spielerische Orientierungstour im Liebethaler Forst mit Karte und Kompass. Dabei mussten sich die Schüler gegenseitig helfen und gut zusammenarbeiten. Teamgeist war auch bei der Überquerung eines mobilen Niedrigseilparcours gefragt. Und zum Schluss wurde am Lagerfeuer noch gegrillt.
Die Schüler bedauerten am Ende zwar, dass die Dampferfahrt wegen des zu hohen Elbpegels im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fallen musste, fanden die gemeinsame Zeit in Dresden aber sehr schön – nur zu kurz.